14
Okt
2011

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Architekt verliebt sich in Hartz IV – Empfängerin - die perfekte Lovestory in einer Großstadt des 21. Jahrhunderts, oder? Felix heißt der blonde, junggebliebene Architekt übrigens, in den ich mich auf Annabelles glorioser Geburtstagsparty verliebt habe. Und so wie es aussieht, beruht das auch auf Gegenseitigkeit.

Gestern fand ich nämlich eine kleine Karte in meinem Briefkasten: Ein ziemlich verschwommenes Foto eines Auges mit einem sehr romantischen Text hintendrauf, aus dem ich aus Jugendschutzgründen hier nicht zitieren werde. Da habe ich mich erst ein bisschen gewundert. Heute Morgen war aber wieder eine Karte im Briefkasten, dieses Mal zeigt sie einen Teil der Wangen und Lippen. Und siehe da: Beide Karten lassen sich zusammenlegen und ergeben schon mal ein etwas deutlicheres Foto von Felix' Gesicht. Um das komplett beisammen zu haben, müssen aber noch mindestens sechs Karten kommen, wenn nicht noch mehr. Dann habe ich mein Felix-Sammelposter. Ob ich mir das übers Bett hängen soll? Oder ins Klo? Ein bisschen selbstverliebt ist das ja schon...

… aber auch so süß! Ich meine, welcher Mann macht sich denn heutzutage noch so eine Mühe. Und das auch nur nach einem Treffen, ohne dass sicher wäre, dass da mal irgendwas Ernsthaftes zwischen uns läuft. Ich finde das toll! So was zeigt Kreativität, Liebe und Standhaftigkeit. Ganz anders als ein schneller Anruf und ein paar Dates. Vielleicht sollte ich Felix eines Morgens im Pyjama auflauern? Denn auf den Karten gibt es keine Briefmarke, daher denke ich, dass er sie selbst jeden Morgen einwirft. So könnte ich ihn überrumpeln, auf einen Café einladen und hoffentlich auf eine Zigarette danach. Ist schon ganz schön lange her nämlich. Und Liebe mit sich selbst: Das wird auf die Dauer selbst für eine Frau langweilig.

...

Letztes Wochenende war endlich mal wieder eins, das ich lange in Erinnerung behalten werde. Je länger man in Berlin lebt, umso normaler werden die ganzen Partys und Events, die es hier nunmal so gibt, und nach einigen Monaten findet man selbst die außergewöhnlichsten und eigentlich aufregendsten Feiern total öde. Das ist echt schade, aber passiert halt einfach. Der Mensch ist ein Gewohnheitstier, was?

Vergangenen Samstag jedenfalls hat meine gute Freundin Annabelle ihren 27. Geburtstag gefeiert. Das ist ja bekanntermaßen das Alter, in dem total viele berühmte Persönlichkeiten gestorben sind: Der Nirvana-Frontman Kurt Cobain etwa oder auch die kürzlich an einer Alkohol-Überdosis verstorbene Amy Winehouse. Deswegen war das Motto der Party auch „26 – A year to die for“ und alle sollten sich wie ein mit 27 verstorbener Celebrity verkleiden. Ein bisschen makaber war das sicherlich – aber auch total lustig!

Noch dazu hat mich die Bowle auf der Party echt in Schwung gebracht – keine Ahnung, was da drin war, aber es hat Spaß gemacht! So bin ich auch ganz locker ins Gespräch mit einem echt hübschen Kerl gekommen. Erst dachte ich, der blonde Jüngling ist 21 und fängt gerade erst an zu studieren oder so, dann hat sich aber herausgestellt, dass auch er bereits auf die Dreißig zugeht und bereits als Architekt sein Geld verdient. Hut ab! Auch dass ich auf Kosten des Staates lebe und nicht einsehe, das bald zu verändern, fand er gar nicht so schlimm. Er meinte sogar: „Es gibt halt Leute, die leben für ihre Arbeit, und andere, die leben, um zu leben!“ Das habe ich mir gemerkt, so gut finde ich den Spruch. Als er sich dann am Ende nach meiner Handynummer erkundigt hat, habe ich mich richtig geschmeichelt gefühlt – sowas ist mir schon lange nicht mehr passiert! Hoffentlich wird da mehr draus...

Alles anders auf'm Amt

Hach ja, der Sommer könnte wirklich besser sein, oder? Dann könnte ich mich Vormittags im Park rekeln, während der Rest der Welt in ihren Büros vor sich hin brütet, oder ganz allein ein paar Runden im Schwimmbad oder am See drehen, während alle anderen hektisch versuchen, ein paar Euros an Land zu ziehen. Aber nein: Schon wieder scheint der Sommer in Deutschland auszufallen. Jetzt wären ein paar zusätzliche Kröten für einen Flug auf irgendeine Karibik-Insel gar nicht so schlecht...

Ich habe euch ja schon letztens von diesem krassen Vorfall erzählt, als ich auf meinen Termin auf dem Amt warten musste. Da hat ja der Türke von drei Blocks weiter die arme Frau Peters, die auch meine Sachbearbeiterin ist, angeschrieen und, zumindest so wie es aussah, sogar mit einem Messer verletzt. Heute Vormittag hatte ich wieder einen Termin und die gute Frau hatte wirklich eine Hand in Gips und wirkte total nervös und unkonzentriert. So kenne ich sie gar nicht: Eigentlich fangen wir immer an, ein gemütliches Pläuschen über Gott und die Welt zu halten und vergessen darüber doch glatt so angeblich wichtige Themen wie die Bewerbungen und Job-Suche. Doch diesmal ging es direkt zur Sache: Warum ich denn das Vorbereitungsseminar als Testkäuferin hingeschmissen hätte? Wo denn die 20 Bewerbungen wären, die ich im letzten Monat hätte schreiben müssen?

Tja, es sieht aus, als wäre meine Schonfrist auf dem Amt vorbei. Oder als hätte sich mein Nettigkeits- und kleine Enkelin-Bonus ausgespielt, den ich sonst immer bei der Frau Peters genossen habe. So ein Mist! Jetzt könnte es künftig richtig anstrengend werden und da habe ich überhaupt keine Lust zu. Von wegen Verantwortung zum Mitwirken... ich will doch einfach nur eine Arbeitslose sein!
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